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Samstag, 4. Dezember 2010

WikiLeaks wird systematisch abgefuckt

Die Enthüllungsplattform "Wikileaks" ist der Politik weltweit ja schon länger ein Dorn im Auge.
Am 25.7.2010 brachte sie sich aber in den Fokus der Weltöffentlichkeit, als der "SPIEGEL", der "Guardian" und die "New York Times" gemeinsam mit Wikileaks fast 92.000 sehr brisante US-Dokumente veröffentlichten, die die tatsächliche Lage im Afghanistan-Einsatz zeigten. Seitdem wird vor allem in den USA, aber auch in Deutschland von der Politik aus systematisch Stimmung gegen WikiLeaks gemacht.

Die aktuellen Enthüllungen, die interne Papiere von US-Behörden beinhalten, sind für den geneigten Voyeuristen wohl sehr amüsant zu lesen, obgleich sie doch der Diplomatie in der gesamten Welt einen schweren Schaden antun. So wird Angela Merkel als selten kreative "Teflon-Kanzlerin" bezeichnet und bezüglich Guido Westerwelle wird behauptet, dass er schnell agressiv würde, und über die Meinungen anderer Menschen, abfällig berichtet. Aber nicht nur die deutschen Spitzenpolitiker kommen schlecht weg. Silvio Berlusconi ("Der mit der Nutte tanzt") wird als "eitel und unfähig" bezeichnet und Afghanistans Präsident Hamid Karzai sei den Dokumenten zufolge eine schwache Persönlichkeit.

Spätetens da hat sich Empörung gegen WikiLeaks auf der ganzen Welt breitgemacht. Auch Basisdemokraten, die früher WikiLeaks als Transparenz förderndes politisches Medium bezeichnet haben, sagen, dass WikiLeaks hier einen irreperablen diplomatischen Schaden angerichtet hat.

Kurz darauf wird nach dem Gesicht der Plattform Julian Assange international gefahndet. Schwedische Behörden werfen ihm sexuellen Missbrauch vor. Er selbst streitet diesen Vorwurf ab und behauptet, selbiger wäre ein Komplott, um ihn mundtot zu machen. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt (liegt nahe, oder?).

Seit heute ist nun auch die Seite wikileaks.org von dem DNS-Provider EveryDNS abgeschossen worden. EveryDNS begründete diesen Schritt damit, dass die vielen DDos-Attacken auf WikiLeaks die EveryDNS-Infrastruktur gefährden könnte.
Wer weiter auf dem laufenden bleiben will, kann über wikileaks.de und wikileaks.ch die Enthüllungsplattform erreichen. Außerdem gibt es seitens WikiLeaks auch einen "Bitten-Um-Unterstützungs"-Tweet.
Die Seite, die auf den Servern von Amazon agbelegt war, ist nun von dort gelöscht worden. Den Vorwurf, aufgrund von Druck aus der Politik WikiLeaks den Stecker gezogen zu haben, weist Amazon zurück. Angeblich habe WikiLeaks gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Der Zeitpunkt, WikiLeaks abzuschalten, kommt der Politik allerdings auffallend recht.
Es ist im Internet quasi nicht möglich, dass irgendetwas, das einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, einfach abgeschaltet wird, ohne, dass sich jemand darüber aufregt und dagegen kämpft. Dementsprechend eröffnen nun Netzaktivsiten den Kampf für Wikileaks plädieren für Informationsfreiheit im Netz und kritisieren Amazons Handeln.

Bleiben wir also gespannt, wie sich die Geschichte von WikiLeaks entwickeln wird.


Update - 4.12.2010, 15:25 Uhr
Der PayPal-Account von WikiLeaks ist jetzt auch gekillt worden. Selbstverständlich geschah das auch ohne jeglichen Druck von oben... *zwinker*
Nun kann also niemand mehr per PayPal mit einer kleinen Spende unterstützen. Die Spenden, die über PayPal an WikiLeaks abgewickelt wurden, haben quasi das ganze Projekt getragen. Assange berichtet, dass WikiLeaks auf Spenden von mindestens 200.000 US-Dollar angewiesen ist, damit das Projekt weiterhin getragen werden kann.

Natürlich alles nur Zufall, dass 3 Mainstream-Dienste (Amazon, EveryDNS und PayPal) jetzt gleichzeitig und unabhängig voneinander die Kabel zu WikiLeaks kappen. Schon klar...

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